Retro Gaming Hardware – Wie, Wo, Was und vor allem Warum?

Das folgende Phänomen kennen sicher einige unter euch: Man ergattert einen Retro-Klassiker auf einer digitalen Vertriebsplattform wie etwa Steam oder GOG zum kleinen Preis und freut sich darauf, die Abenteuer längst vergangener Tage wieder zu erleben. Allerdings stellt man bald fest, dass der einstige Top-Hit mittlerweile doch sichtlich in die Jahre gekommen ist. Dich erstaunt plötzlich die Tatsache, wie man ein Spiel Anno 2002 aufgrund seiner atemberaubenden Grafik feiern konnte. Hier sollte man jedoch nicht zu vorschnell urteilen. Denn alte Spiele sehen auf den für Sie entwickelten Systemen tatsächlich besser aus! So wirken Retro-Games auf einem CRT-Monitor tatsächlich deutlich schärfer und farbenfroher als auf einem aktuellen TFT. Doch dazu später mehr.

Obwohl ich selbst erst 23 Jahre alt bin und deshalb einige der typischen „Spiele-Klassiker verpasst habe, spiele auch ich gerne alte PC- und Konsolen-Spiele. Von Klassikern aus meiner Kindheit wie Tropico 2 oder Fight Night Round 2 (welches mit Abstand immer noch das beste Boxing Game ist) bis hin zu antiken Spieletiteln, die ich noch nie gespielt habe. Etwa haben es mir seit einiger Zeit die Adventures von Lucas Arts angetan. Diese lassen sich noch wunderbar auf einem aktuellen System spielen, ohne merklich an Charm einzubüßen. Anders verhält es sich etwa mit ehemaligen Grafik-Bomben wie GTA III, Doom 3 oder Max Payne. Damit euch auch solche Titel wieder Spaß machen – und was es sonst noch rund ums Thema Retro-Gaming-Hardware zu wissen gibt – das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Spielekonsolen

Damit funktioniert Retro Gaming wohl am einfachsten. Die alte Konsole an den TV angeschlossen und los geht’s, so wie damals… naja fast. Denn auch hier ist einiges zu beachten. Beginnen wir mit dem System. Während man bei Sega- und Nintendo-Konsolen nur auf das Original setzten kann, ergeben sich bei PlayStation und Xbox interessante Alternativen zu den  Original-Konsolen. Mit dem 60GB Modell der PlayStation 3 etwa können nicht nur PS1 Titel, wie bei den normalen Modellen, sondern auch PS2 Spiele abgespielt werden.  Dies wird durch einen extra verbauten Laser im Laufwerk möglich. So können 3 Konsolen-Generationen auf einem Gerät bequem per HDMI gezockt werden. Und das in original Qualität! Außerdem entfällt die nervige Nutzung von Speicherkarten. Auf der PS3 werden digitale Speichermodule für PS1 und PS2 erstellt. Diese sind zwar wie früher in ihrer Dateigröße begrenzt, es können jedoch beliebig viele erstellt werden und sie sind immer sofort verfügbar. Ein gebrauchtes 60GB Modell ist dabei auf eBay mittlerweile kaum teurer als ein normales. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, das die Seriennummer wie folgt beginnt: CECHCxx. Einige dubiose Anbieter verbauen in ein FAT Modell der normalen PS3 eine 60GB Festplatte um sich an arglosen Retrofans zu bereichern.

Bei der Xbox 360 gelten keine solchen Beschränkungen. Sie ist kompatibel mit allen Releases der ersten Xbox. Allerdings gilt meine Empfehlung, zu einem der Slim Modelle zu greifen. Nicht allein wegen der geringeren Größe und des besseren Kühlsystems. Die späteren Modelle sind außerdem viel leiser und weniger störanfällig. Zudem ist bereits eine Wlan-Karte sowie der HDMI-Anschluss verbaut, was bei den ersten Modellen – mit Ausnahme der Xbox 360 Elite – nicht der Fall war.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Fernseher. Oft fragt man sich, wie zum Himmel man einige Titel zu ihrem Release nur als solche Grafik-Feuerwerke feiern konnte – und kommt bald zum Entschluss, dass seit dem reichlich Wasser den Fluss hinuntergerauscht ist. Du bist ja immerhin auch faltiger geworden 😀 Doch ganz so stimmt das nicht. Denn auf CRT’s sehen einige alte Spiele deutlich besser aus, als auf neuen TFT’s. Wenn man genauer darüber nachdenkt, oder recherchiert, wird auch schnell klar warum. Denn alte Spiele wurden nun mal für alte Bildschirme entwickelt und das waren nun mal ihrer Zeit CRT’s. Röhrenbildschirme besitzen ein völlig anderes Farbklima sowie eine andere Pixel-Struktur, was zur folge hat, dass alte Spiele auf neuen Bildschirmen matschig und unscharf aussehen. Dazu gehe ich später auch noch einmal beim Thema PC’s ein. Doch woher nimmt man nun so ein Gerät, welches man vermutlich erst im letzten Jahrzehnt auf dem Sperrmüll entsorgt hat? Und woher den Platz dafür? Um sich ein entsprechendes Gerät zu besorgen gibt es wie häufig keine wirkliche Alternative zu eBay bzw. eBay Kleinanzeigen. Man kann sich natürlich auf im Freundes und Bekanntenkreis umhören, dabei sollte man allerdings darauf achten, dass man ein Gerät erwischt, welches auch wirklich den gewünschten Anforderungen entspricht, bezüglich Größe, Anschlussmöglichkeiten und Qualität. Bei eBay Kleinanzeigen muss man die Verkäufer teilweise auf freundliche Art zum Versand überzeugen, was jedoch mit der Übernahme des Versands + einer Kleinen Zulage machbar ist, hier spreche ich allerdings aus eigener Erfahrung. Die Creme de la creme der Röhrenbildschirme sind natürlich Sonys Trinitron Modelle. Sie bieten eine hohe Auflösung, gute Anschlussmöglichkeiten, eine gute Bildwiederholrate, teilweise 16:9 Format und vor allem die geschätzte flache Bauweise des Bildschirms. Wer sich jedoch ein solches Monstrum nicht ins Haus holen will – ich übrigens auch nicht – der kann nach einem Sony Video Monitor Ausschau halten. Damals für die Film- und Fernsehbranche entwickelt, besitzen sie alle Vorzüge der Heim-Modelle, plus einer noch vielfältigeren Auswahl an teilweise vergessenen Videosignalen. UND einer kleinen Bauweise. Sie dürften sogar in ein Kallax-Regal passen. Allerdings muss man für ein solches Modell deutlich tiefer in die Tasche greifen. Für absolute Retro Fans ist dies jedoch meiner Meinung nach eine echte Alternative!

Natürlich gibt es auch Remakes von alten Konsolen, wie die Playstation 1 Mini, oder die Nachbauten von NES und SNES. Diese verfügen aber häufig nur über einen Bruchteil
der Spiele, die für die jeweilige Plattform erschienen sind. Aufgrund dessen lohnen sich aus meiner Sicht eben genannte Mini-Konsolen nicht wirklich. Aber auch hier mag es
Ausnahmen geben.

Computer

Hierfür ist ein deutlich größerer Aufwand nötig. Nebst Rechner und Peripherie ist auch hier wieder ein entsprechender CRT von Nöten, wenn man das bestmögliche Ergebnis haben  möchte. Als guten Kompromiss kann allerdings auch ein 4:3 TFT verwendet werden. Dieser vermag vielleicht nicht die Schärfe und Farbtiefe eines Röhrengeräts zu besitzen, allerdings ist er leicht, klein, preiswert und vor allem bietet er die richtige Auflösung. Oftmals sehen alte PC-Spiele nämlich auch deshalb weniger schön aus, da das Bild auf 16:9 gestreckt wird. Bei den Röhrengeräten gilt die selbe Maxime wie bei den Fernsehern. Die Topmodelle stellen auch hier Sony’s Trinitron Modelle dar. Sony’s G200/400 sowie die leicht abgespeckte Varianten E200/400 kommen mit einer Maximalen Auflösung von 1600×1200 Pixeln, einer hohen Bildwiederholrate und knackigen Farben.  Für stolze rund 1000 Mark bekam man zu Anfang des Millenniums den steten Sieger aller Bildschirm-Tests in Spielemagazinen. Auch die PC Bildschirme der Sony Trinitron Serie  besitzen einen flachen Bildschirm, was für CRT’s eher unüblich ist. Ich selbst besitze einen Sony E400. Er wird von meinem Retro Spiele System betrieben, an welchem ich die ersten 10 Jahre des Jahrtausends hindurch gezockt habe, das dieser PC einst meinem Vater gehörte. Als Spaß-Projekt gestartet war ich bald verblüfft, was für ein Unterschied der alte Kasten doch zu meinem bisherigen 17 Zoll TFT machte den ich noch besaß. Die Farben sind knackig, das Bild ist scharf. Kein Wunder, denn 1600×1200 besitzt die selbe Pixeldichte wie 1920×1080, lediglich ist das Bild etwas schmaler. Es ist tatsächlich so wie man es sich immer gewünscht hat, die Spiele besitzen zwar nicht die besten Licht-, oder Wassereffekte, jedoch ist das Bild trotz der Zeit immer noch ansehnlich, da das Bild passend wiedergegeben wird. So kann gesagt werden, das ein Doom 3 auf einem guten CRT auf höchster Detailstufe sogar besser aussieht als das Remake, der BFG Edition, auf einem aktuellen System. Wie bereits ausgeführt einfach deshalb,  weil das Spiel mit allen Farben, Perspektiven, etc. nun mal für solche Bildschirme ausgelegt war. Die Farben sind knackiger, das Bild wirkt schärfer. In sich einfach stimmig.

Doch nun zum Herzstück des ganzen, dem Rechner. Wer gerne bastelt, für den sollte die Zusammenstellung des Retro-Systems einem Ausflug ins Schlaraffenland gleichen. Man kann sich nach Herzens Lust all die Komponenten kaufen, die man sich damals nicht leisten konnte (Wobei es auch hier Ausnahmen gibt, siehe 3Dfx). Wer allerdings kein begabter Schrauber ist, der kann auf eBay mittlerweile fertig zusammengestellte Systeme für um die 120€ erwerben. Auf Flohmärkten alte Rechner zu erwerben sollte vermieden werden, da diese zum einen  meist nicht über anständige Hardware fürs Zocken verfügen und zum anderen oft in keinem guten Zustand sind. Ein weiterer Vorteil der aufbereiteten Systeme ist, das die Hardware getestet wurde und nötige Treiber bereits installiert wurden. So erspart man sich einen Haufen Arbeit und graue Haare. Bei Retro Youngtimer
(für Spiele von ungefähr 1995 bis 2005) sollte darauf geachtet werden, eine spähte Hardwarekonfiguration der XP-Ära zu ergattern, um eine möglichst lange Zeitspanne abzudecken.  Ein Retro-System mit Windows XP zu erwerben und damit nicht alle Spiele aus dieser Zeit zocken zu können, wäre doch sehr ärgerlich.  Für einen PC Youngtimer sollte die Konfiguration wie folgt aussehen:

– Windows XP (Win 95 und 98 Titel sollten hier noch laufen)
– Pentium 4 Min. 2,8 GHz
– Min. 1GB Ram
– GeForce 6800 256MB aufwärts/ ATI X800 Pro 256MB aufwärts (wobei Nvidia Karten die deutlich bessere Treiber-Versorgung besitzen)
– Min. 250 GB Festplatte
– Sound Blaster Live! (wenn gewünscht)

Sollen noch ältere Sachen gezockt werden, wird dazu angeraten, original erhaltene Systeme zu ergattern. Mit der Ausnahme natürlich, man steckt in der Materie.

Bei Handhelds hingegen musst logischerweise auf nichts, außer einem guten Gesamtzustand geachtet werden. Als guter Tipp für Einsteiger gilt der Nintendo DS, mit seiner  Kompatibilität zu Nintendo Advance Modulen gibt es hier eine riesige Auswahl an Spielen. Für alte Spiele jeglicher Plattform gibt es mit Medimops und ReBuy seit einigen Jahren professionelle Anbieter. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass die Spiele auf den Produktbildern häufig nicht der Edition gleicht, welche man später nach Hause geliefert bekommt.

Ich hoffe ich konnte mit diesem kleinen Beitrag, bestehend aus meinen bisherigen Erfahrungen und bisschen Recherche bieten. Vor der Anschaffung eines Retro-Systems mag man sich vermutlich die Frage stellen, ob man dieses, gemessen an der Arbeit und dem Geld das man trotzdem aufwenden muss, genug nutzt. Für mich persönlich kann ich diese Frage jedoch mit einem klaren „Ja“ beantworten. Für meinen Retro PC etwa nahm ich den alten Rechner meines Vaters und verpasste ihm eine neue alte IDE Festplatte, das war’s. Dann kam irgendwann noch der Sony CRT hinzu, den ich für 20€ auf eBay Kleinanzeigen ergatterte. Genug spiele hatte ich bereits. Und so zocke ich hin und wieder durchaus alte Games auf diesem System und erfreue mich an der Atmosphäre und der geilen Grafik durch den Trinitron Bildschirm. Jedoch kann man mich auch durchaus als Technik begeistert betiteln :‘) Bei Konsolen setze ich auf eine PS3 60GB sowie eine Xbox 360 Slim. Also worauf wartet ihr noch, husch auf eBay mit euch 🙂

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